Industrial Style – Ideen & Tipps: hierauf solltest du achten

Industrie Style, auch Industriestil oder Industrial Design genannt, bedeutet, wohnen in Fabrikwänden und benutzen von industriellen Rest- und Fundstücken. Allerdings dürfen die rohen und groben Elemente der Ursprungsidee gerne hochwertig bearbeitet sein. Wichtig ist eine Farbkombination in den typischen Industriefarben von Ziegel, Metall und Beton. Wir geben Tipps zur Einrichtung im Industrial Style und erläutern, worauf bei der Umsetzung zu achten ist.

Loft

Inhalt: Industrial Style – Ideen & Tipps

1. Erklärung und Herkunft des Industrial Styles

Was ist Industrial Style (Industriestil) und wie ist er entstanden? Zu Beginn der Industrialisierung sprossen Fabriken und grob eingerichtete Arbeiterwohnungen wie Pilze aus dem Boden. Im Niedergang dieser Ära nutzten die nun arbeitslosen Menschen das Vorhandene, um sich ein halbwegs wohnliches Umfeld möglichst kostenneutral und praktisch zu schaffen. Wenn Geld vorhanden war, fehlte es an Material, etwa für das Verputzen roher Ziegelwände. War Wohnraum gefunden, fehlte Geld für die Anschaffung von Lampen, Möbeln und anderen Einrichtungselementen.

ziegel dunkel rot
Offene Ziegelwände passen zum Industrial Style

Heute entspricht die Optik des Wiederverwerteten dem Trend zu Upcycling, ähnelt dem Shabby Chic, achtet aber auf ausdrückliche Wiedererkennung des Fabrikcharakters in allen Details.

Minimalistisch und puristisch passen jetzt ebenso gut zusammen wie weniger geschlossene und mehr offene Ablageflächen und sichtbarer Stauraum. Gelegenheit zum kostengünstigen Einrichten und Gestalten im Industrial Style bieten vor allem sanierungsbedürftige, kaum veränderte Altbauten.

Punkt 1
Das Ambiente entsteht beim Industirestil aus vielen zueinander passenden Einrichtungselementen

2. Besonderes Wohngefühl erzeugen

Wer sich dem Industrial Style widmet, fühlt sich in frisch genutzten, alten Wänden wohl. Gibt es im Haus keine Ziegelwände, erzeugen Tapeten in Ziegeloptik genau dieses Design. Rohre werden in modernen Wohnungen häufig unter Putz verlegt. Im Industrial Design verlaufen sie sichtbar und sind clever in Nischen, über Sockelleisten und an fensterseitigen Wänden entlanggeführt. Passende Wohnaccessoires sind graue oder braune Wand- und Bodenteppiche, gerne mit Gebrauchsspuren (beispielsweise schicke Trödelmarktfunde).

Die Gesamtkombination wirkt keinesfalls unordentlich oder erdrückend. Vielmehr bestimmen die Anordnung offener und geschlossener Elemente, das Farbenspiel zwischen Betongrau und Ziegelrot oder die Lichtanordnung das bevorzugte Wohngefühl.

industrial style stehtisch
Wird gerne kombiniert: alte Möbel, moderne Technik, Pflanzen und Teppiche

3. Möbel im Industriedesign - Vorteile

  • Nachhaltige Materialzusammensetzung mit Holz und Metall, meist ohne Lackierungen oder Pulverbeschichtung
  • Farbenspiel individuell oft mit vorhandenen Wandstrukturen und Upcycling-Kellerfunden umsetzbar
  • Leichte Raumwirkung durch eher offene als geschlossene Möblierung
  • Im Neubau ebenso zu realisieren wie durch Umgestaltung vorhandener Raumkonzepte im Altbau
  • Kostengünstige Gestaltungsvariante entsprechend dem minimalistischen Designvorbild
industriestil lampe einzeln
Manchmal reicht eine einzelne Lampe, um Industrie-Gefühl aufkommen zu lassen

4. Nachteile des Industrial Styles bei der Wohnraumgestaltung

  • Rohe Wandstrukturen müssen im Neubau oder in jungen Altbauten durch Renovieren geschaffen werden - statt guten Putz abzuschlagen helfen auch Tapeten mit Industrial Elementen wie Ziegeloptik oder Steinmauer-Design
  • Platzproblem bei bislang voll beladenen, geschlossenen Schränken, wenn diese nur noch dekorativ gefüllt werden dürfen. Lösung: durch halboffene Stauraumlösungen gut abzuschaffen
  • Hohe Kosten für einzelne Designermöbel im Industrial Design - reduzierbar mit Upcycling vorhandener Kellerfunde oder durch Umbau von Edelmetallschrott oder Holzresten

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5. Kosten für Wandgestaltung und Möblierung in Industrial Style

Neue Möbel im Industrial Design müssen nicht teuer sein. Ein alter Bauernschrank etwa wird nur an den Fronten präpariert, indem vorhandene Holzschnitzereien hinter einer glatten Industriefolie verschwinden und seine Holzfüße verkleinert oder ganz durch Bodenstopper ersetzt werden. Wandgestaltung kostet nicht mehr als frisches Tapezieren, bei geschickten Heimwerkern durch imitierten Rohputz noch weniger als das neue Setzen von Mauerwerk. Da Minimalismus optisch und technisch das Ziel dieser Einrichtungsvariante ist, entfallen Kosten für Neuanschaffungen. Stattdessen wird »Stroh zu Gold«, beispielsweise durch patinierte Metallrohre als Lampenhalterung oder übrige Holzbretter vom Keller als frisch gehobelte und polierte Tischplatten.

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6. Darauf musst Du bei der Einrichtung im Industriedesign achten

Einfach Vorhandenes nehmen und roh bearbeiten, reicht für das Feeling des Industrial Designs nicht aus. Vielmehr will ein ansprechender Raum dieses Trends gut geplant werden.

Die wichtigsten goldenen Regeln sind diese:

6.1. Türen und Wände im Industriehallencharakter

In alten Fabriken gab es oft Schiebetüren, deren Türblätter nach einigen Betriebsjahren arg ramponiert zurückblieben. Wo immer es in einer neuen Wohnung möglich ist, kann eine vorhandene Drehtür durch eine solche Schiebetür ersetzt werden. Das Schiebegestell muss nicht versteckt werden, sondern bildet gleich ein wichtiges Industrial Element. Einen Gebrauchtlook bekommen die Türblätter durch Türgriffe aus Messing oder Kupfer in Antikoptik oder durch Türfolien mit absichtlich unruhigem Muster, vorzugsweise in Blechgrau oder Holzbraun.

Die Wände dürfen bucklig und unverputzt bleiben. Wem ein ganzer Raum zwischen bröseligem Ziegel zu viel ist, der kann einzelne Raumseiten derart roh aussehen lassen. Beispielsweise wird die Komplettwand modern gestrichen, während ein Teil hinter einem Regal roh bleibt oder entsprechend tapeziert wird. Soll die Wand den Industrial Style nur erahnen lassen, muss für Putz, Anstrich oder Tapeten auf jeden Fall das Fabrikkonzept mit rauer statt glatter Optik und rauchigen, roten oder hölzernen Farben eingehalten werden.

6.2. Beleuchtung lieber weniger bei Leuchtkraft und mehr bei Lampen

Die Erfinder des Industrial Styles bastelten sich aus vorhandenen Metallstäben Lampen für ihre minimalistische Wohneinrichtung. Die Leuchtmittel waren simple Glühbirnen. Modern interpretiert wird dieses Raumelement durch mehrere, günstig positionierte Hängelampen, Tischlampen oder Wandlampen mit kleinem, nach unten gerichtetem Lichtkegel. Große Deckenleuchter würden die gewünschte Optik sofort stören.

Dank LED-Technologie können LED-Leuchtmittel als Fadenlampen die Lichtstreuung reduzieren. Viele kleine Punktleuchten werden so gut wie möglich in Nischen, an Wand-Decken-Ecken oder mittig im Raum platziert. Geschickt ist eine Beleuchtungslösung an Raumteilern (gerne aus Metall oder roh verbliebenen Holzbalken). Hier lassen sich einzelne LED-Elemente sogar bunt auf jeden der getrennten Raumbereiche richten. Noch mehr Industrial-Wohngefühl entsteht, wenn einzelne oder alle Lampen dimmbar sind.

6.3. Möbel bloß nicht neu

Neue Möbel lassen sich simpel mit ausgetauschten Türgriffen dem Einrichtungsstil anpassen. Messingknäufe in patinierter Antikoptik passen optimal zu Holzfronten, Eisenoptik patiniert zu weißen, schwarzen und bunten Fronten. Abgestoßene Möbelecken sind kein Makel, sondern die perfekte Ergänzung der gewollt industriellen, gebrauchten Optik. Glatte Kunststofffronten wirken authentischer mit einer Folierung in grauem Edelstahl oder grau strukturiertem Gusseisen.

Online finden sich mittlerweile ebenfalls Shops mit Möbeln im Industriestil. Diese sind auch Orte der Inspiration, siehe zum Beispiel die Möbel bei Ringo-Living.

industrial style stuehle
Stühle im Industrial Style

6.4. Farblinie nach altem Vorbild einhalten

Pastellfarben müssen den ursprünglich kräftigen Grundfarben Rot für Ziegel, Braun in allen Varianten für Holz und Grau für Betonkomponenten folgen. Sie lassen sich geschickt bei Möbeln und Wänden oder als Deckengestaltung komponieren, um einen Raum weniger unruhig oder weiter wirken zu lassen. Große, gerade geschnittene Räume vertragen einen guten Anteil dunkler Industriefarben, während kleine Zimmer mit der stufenweisen Aufhellung vom Fenster zu den dunkleren Raumbereichen optisch an Weite gewinnen.

6.5. Alt ja, aber nicht kaputt

Intakte Kellerfunde wie Drähte, Rohre, Bretter oder Rollen können findige DIY-Experten geschickt zu neuen Komponenten inszenieren. Beispielsweise sehen sichtbar beschliffene Metallrohre als Tisch- oder Stuhlbeine luftig und stabil aus. Lampenschirme aus Drahtgittern unterstreichen den Industriecharakter, gerne roh in Eisenoptik oder patiniert in Kupfer oder Messing. Sichtbare Reparaturspuren sind große Schrauben an metallischen Lampenschirmen oder dunkle Schraubenköpfe in roh bearbeiteten Holzplatten am Ess- oder Couchtisch.

industrial style cafee
Cafès richten sich gerne im Industrial Style ein

7. Fazit

Das heutige Industrie Style besinnt sich auf den Minimalismus, der ursprünglich bei dieser Art der Einrichtung nötig war. Bestimmende Elemente sind unverputzte Wände, auf Putz verlegte Rohre und Möbel mit Eisen- und Holzkomponenten, gerne mit Gebrauchsspuren. Viele neue Wohnaccessoires lassen sich kostengünstig zu hochwertigen Designstücken in Antik- und Industrie-Optik kombinieren.

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8. Ergänzungen und Fragen von Lesern

Gibt es eine Frage zum Beitrag, etwas zu ergänzen oder vielleicht sogar zu korrigieren?

Fehlt etwas im Beitrag? ... Jeder kleine Hinweis/Frage bringt uns weiter und wird in den Text eingearbeitet. Vielen Dank!

 

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Klönschnack im Industriedesign

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